Der Roman „Die Maske“ von Fuminori Nakamura liegt auf einem Teller, daneben das Messer und Gabel. Bereit zur Buchbesprechung?

Die Maske

Diesmal erwartete er mich in einem Raum, in dem nichts als ein langer Tisch mit sechs Stühlen und ein Fernseher standen. Der ehemals karminrote Teppich war ausgeblichen. Hier pflegte mein Vater zu essen, allein. Seiner Weisung gemäß aßen Kaori, ich und die Hausangestellten in einem anderen Raum.

Hat es geschmeckt ?

Im literarischen Handlungsland Japan grassiert ein Virus, der seine Bewohner depressiv macht. Das Inselreich ist bevölkert von des Lebens überdrüssigen Menschen, die sich dann zwar nicht ins Schwert stürzen, in der Regel jedoch zumindest den Pfad der Leberzirrhose beschreiten.

Die ganz Fiesen unter ihnen, hier in DIE MASKE, fügen anderen systematisch Leid zu, sind “Geschwüre”, aka nihilistische Vollpfosten. Der Antiheld versucht seiner teuflischen Bestimmung zu entkommen, er nimmt dafür Leben. Und auch wenn die Morde schlimmeres Leid verhinderten, das Leben seiner großen Jugendliebe schützten, kriegt er diese Taten nicht aus dem Kopf. Erst als er – FACE OFF mit John Travolta lässt grüßen – eine neue Identität samt runderneuerten Gesicht annimmt, kommt er langsam auf den Trichter, dass mit ein paar Basiszutaten wie gute Literatur, Filme und einer lieben Frau, das Gericht “Leben” doch ganz schmackhaft sein könnte.

Geht doch. Nun muss er noch über eine Ernährungsumstellung nachdenken, weniger Kaffee in Dosen aus dem Automaten ziehen und Instant-Nudelsuppe aufbrühen… Im Gegensatz zum surrealen Kosmos von Haruki Murakami bleibt Nakamura in DIE MASKE der Realität verbunden, und die ist mit Rüstungskonglomeraten, die aus Profitgier Kriege anzetteln und manipulieren, und einer dadaistisch angehauchten Terrororganisation, die zuerst alle haarlosen Politiker liquidieren möchte, schon surreal genug.

Tragische Liebesgeschichte, der ewige Kampf zwischen Gut und Böse, verzwickter Thrillerplot: Wortmaître Fuminori Nakamura komponiert das zu einem flüssig lesbaren Mehrgängemenü.

Auf dem Deckel

Die mächtige japanische Kuki-Familie folgt einer menschenverachtenden Tradition: Der jeweils jüngste Sohn wird dazu erzogen, das Böse über die Menschheit zu bringen. Und so erhält Fumihiro eine Ausbildung, deren Ziel Zerstörung und Unglück ist, so viel ein einzelner Mensch nur vermag. Doch er hat andere Pläne: Fumihiro liebt das Waisenmädchen Kaori und will sie beschützen – und damit wird sein eigener Vater zu seinem schlimmsten Feind.

Bewertung

5 von 5 Rockgitarren 🎸

Verlag

Goldmann. Link zur Seite: DIE MASKE

Autor

Fuminori Nakamura

Haben wollen

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Legales

Titel der 2010 bei Kondansha Publishers Ltd., Tokio, erschienenen Originalausgabe: >Aku to kamen no rūru<, Copyright © 2010 by Fuminori Nakamura. Die deutsche Erstausgabe erschien 2018 im Diogenes Verlag, die Übersetzung wurde unterstützt durch die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, Covermotiv: Foto von Dan Winters, Copyright © Dan Winters Photography. Veröffentlicht als Diogenes Taschenbuch, 2019, alle deutschen Rechte vorbehalten, Copyright © 2018, Diogenes Verlag AG Zürich

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4.4 / 5. Bewertungen: 51

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