eine Gemüsekiste aus der Region.

Gemüsekiste aus der Region – das sind die Vorteile

Bisher konsumierten wir nur die Rappelkiste. Und was ist mit der Gemüsekiste? Zeit für ein Experiment.

Saisonal. Regional. Jeder kennt diese Schlagwörter. Im Supermarkt um die Ecke ist jedoch gefühlt für alles das ganze Jahr Saison, und, logo, Auberginen und Paprika kommen im Winter dann aus Spanien oder Marokko. Weltweite Handelsnetze machen das möglich. Ist eine Gemüsekiste aus der Region da eine Alternative?

Was kann einem nicht alles so durch den Kopf schwirren beim Anblick einer ganzjährig reich bestückten Gemüseabteilung: Grundwasserintensiver Großanbau in regenarmen Regionen. Schlechte Arbeitsbedingungen für die Erntehelfer. Lange Anfahrtswege. Regenwaldabholzung. Nutzung wertvoller Ackerflächen in Drittweltländern für den Export in das reiche Europa, statt diese in die Verantwortung lokaler Kleinbauern für die Nahversorgung zu geben. Die Subventionspoltik der EU kann regionale Märkte in Afrika zerstören.

Was wir essen und woher wir unsere Lebensmittel beziehen, wird mehr und mehr zu einem Politikum, das mich als einzelner Konsument und Fanboy guten Essens zunehmend ins Grübeln bringt. Vielleicht einmal das handlungsarme Grübeln durch konkretes Tun ersetzen? Gute Idee!

Ich starte das Projekt „Gemüsekiste aus der Region“ und setze mir 4 Ziele:

  1. Mehr saisonale Gerichte kochen.
  2. Möglichst viel Obst & Gemüse von lokalen Produzenten beziehen.
  3. Innerer Schweinehund besiegen.
  4. Mehr Verpackungsmüll vermeiden.

Wie kann das Projekt gelingen? Den Anstoß gab die Empfehlung einer Freundin aus Freiburg. Die lässt sich wöchentlich eine Obst- und Gemüsekiste vom Markenhof in Kirchzarten bis vor die Haustür liefern. Das ist kein Abo mit großem Überraschungseffekt, weil man nicht genau weiss, was aus der Kiste springt, sondern der Kunde bestellt im Gemüsekiste Online-Shop das wozu er Lust hat.

Vom Markenhof selbst stammen z.B. die Äpfel (unbedingt reinbeissen in einen Apfel der Sorte Topaz!) und Birnen. Weiteres Obst und das Gemüse liefern Landwirte aus der Region zu, wie z.B. Roland Lay aus Eichstetten. Walnüsse reisen auch mal aus dem Elsass an, wenn die hiesige Ernte ausfällt. Orangen und Mandarinen kann man noch nicht am Kaiserstuhl anbauen. Bis dahin kooperiert Mr. Markenhof Dr. Uwe Miedtke noch mit einem spanischen Hersteller. Klar, spätestens bei Südfrüchten endet der regionale Bezug.

Freitag ist Liefertag. Ab 25 € Mindestbestellwert kommt die Kiste versandkostenfrei zu dir, es sei denn, du wohnst außerhalb der Liefergebiete, denn da kommt die Kiste nicht vorbei, weil der Lieferservice sonst nur ein ambitioniertes Hobby bleiben würden.

Gemüsekiste aus der Region: ja ist denn schon wieder Weihnachten? 🙂

Die Familie freut sich auf die freitägliche Kiste. Das ist ein bisschen so wie eine permanente weihnachtliche Bescherung, nur weiss man genau, was statt unter dem Weihnachtsbaum verpackt in der Kiste steckt. Etwas echtes Bescherungsfeeling gibt es bis jetzt jedoch schon. Sehr liebevoll und beziehungstechnisch klug: Hr. Miedtke legt immer ein Schmankerl bei, sei es ein Holzkochlöffel mit Schnitzgesicht oder zwei Mandarinen für die Kids, wenn keine Mandarinen bestellt wurden.

Letzteres, die Mandarinen, können ein geschmackliches Lotteriespiel sein (das Gleiche gilt übrigens für Mandarinen von Edeka & Co.). Die Mandarinen aus der ersten Lieferung schmeckten hervorragend, bei der zweiten war das nicht immer der Fall. Das könnte an der größeren Liefermenge liegen, die ihre Reise aus Spanien nach Kirchzarten angetreten hat, weil es sonst unrentabel ist, und wenn die nicht schnell abverkauft werden kann, leidet die Qualität der Früchtchen mit jedem weiteren Lagertag.

Wie sieht es aus mit meinen Zielen — alle erreicht?

Ja.

  1. Ich koche mehr saisonale Gerichte. Mit Weißkohl, Rotkraut und Kohlrabi lässt sich immer etwas Leckeres servieren, das auch die Kinder meistens nicht verschmähen. Auf Kurs hält mich auch ein Buch über saisonale Badische Küche. Das passt gut zusammen.
  2. Obst & Gemüse kommen überwiegend aus der Region und dem fiktiven Fribourgo España. Viel mehr weiteres Gemüse muss ich nicht zukaufen, außer für die Meerschweinchen.
  3. Innerer Schweinehund. An die Kette gelegt. Kommt das meiste Grünfutter ins Haus, ist die Versuchung weniger groß, irgendetwas von irgendwoher im Supermarkt zu kaufen.
  4. Weniger Müll für den gelben Sack? Aber ja doch. Das einzige Plastik ist die wiederverwendete Gemüsekiste selbst.

Teurer als Edeka und Discounter? Ja, meistens, nicht immer. Vom Preis abgesehen entscheidet der Geschmack, und der ist hervorragend. Die Champignons vom Freiburger Schlossberg sind zwar mehr als doppelt so teuer wie ihre Verwandten vom Pilzgroßmogul, schmecken dafür aber fünfmal so gut. Eben weniger kaufen, falls der Preis weh tut. Oft haut das hin.

Ein großes Plus: der bequeme Lieferservice. Das muss in die Gesamtrechnung mit einfliessen, genauso wie das gute Gefühl einen Teil seiner Kohle Leuten zu geben, die wie ich hier leben, und zu denen ich zudem noch einen persönlichen Kontakt habe, so wie auch beim Direkteinkauf von Rindfleisch. Die Äpfel bekomme ich zudem nirgends günstiger in dieser Qualität.

Der Kistendeal hilft mir mich noch gesünder und fleischdezenter zu ernähren, weil ich die Essensplanung um das gelieferte Gemüse herum stricke. Und ich habe etwas weniger Einkaufsstress.

Zwischenfazit Projekt „Gemüsekiste aus der Region“: Ja, das ist etwas für mich! Ich bleibe dabei und freue mich auf die Haupterntezeiten jenseits der Kohlgemüsesaison, wenn es wieder Spargel und Erdbeeren gibt, und „Beeren“ nicht nur aus der Tüte kommen.

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