Als Sean Devine und Jimmy Marcus Kinder waren, arbeiteten ihre Väter in der Coleman-Süßwarenfabrik und brachten jeden Abend den Gestank von warmer Schokolade mit nach Hause. Der Geruch steckte in ihrer Kleidung, setzte sich in ihren Betten und den Vinyl-Rückenlehnen ihrer Autositze fest. Die Küche von Seans Eltern roch wie ein Karamelllutscher, das Badezimmer wie ein Chew-Chew-Riegel. Als sie elf waren, hatten Sean und Jimmy einen derartigen Ekel vor Süßigkeiten entwickelt, dass sie ihren Kaffee für den Rest ihres Lebens schwarz tranken und auf Nachtisch grundsätzlich verzichteten.
„Ich habe Hunger.” Der Satz traf Jimmy wie ein Hammerschlag – o Gott, jetzt muss ich die Kleine füttern, wann immer sie Hunger hat. Für den Rest unseres Lebens. Du lieber Himmel. „Na dann”, sagte er, und gleichzeitig spürte er, wie sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. „Dann essen wir jetzt etwas.”
Sie hatte den Teller mit glibberigem Rührei, verkohltem Speck und matschigem Toast vor ihm auf den Tisch gestellt und ihn gefragt, ob er einen Orangensaft wolle.
„Wann haben sie Katie zum letzten Mal gesehen?” „Am Freitagabend.” „Um wie viel Uhr?” „So gegen acht.” „So gegen acht, Bredan, oder um Punkt acht?” „Weiß ich nicht.” Die Unsicherheit in Brendans Gesicht schien förmlich über den Tisch zu wabern. Er krallte die Finger ineinander und wiegte sich nervös vor und zurück. „Ja, um acht. Wir haben Pizza im Hi-Fi gegessen. Aber dann musste sie auch schon wieder weg.”
Er spürte, wie all die schädlichen Substanzen, literweise Kaffee und zu viel schlechtes Essen, seinen Körper vergifteten, während das Echo der Stille in seinen Ohren widerklang.
Sie bestückten die Kühlboxen, die bereits vor der Vorratskammer standen, und Celeste fuhr damit fort, all die Speisen auszupacken, die Verwandte und Freunde mitgebracht hatten. Unmengen von irischem Sodabrot, Pasteten, Croissants, Muffins, Gebäck, drei verschiedene Kartoffelsalate, Tüten voller Brötchen, Teller mit Aufschnitt, ein Riesenhaufen schwedische Fleischbällchen in einem Kochtopf, zwei gekochte Hinterschinken und ein Ungetüm von Truthahn in zerknitterter Alufolie.
„Du willst mir weismachen, dass einer wie Dave Boyle die Tochter der Cousine seiner Frau umbringt, weil es ihn anstinkt, dass die Mieten in seinem Viertel steigen? Das ist doch komplett gaga.” „Ich habe mal einen dingfest gemacht, der seine Alte umgebracht hat, weil sie pausenlos an seinen Kochkünsten herumnörgelte.”
Jimmy parkte seinen Wagen und trug ein Papptablett mit Kaffeebechern und einer Tüte Donuts über den rissigen Asphalt zum Mystic River.
Whitey schlang einen Bissen von seinem Cheeseburger hinunter und spülte mit Limo nach. „Du glaubst doch selbst nicht, dass der Junge es war, oder?” Sean nahm einen Happen von seinem Thunfischsandwich. “Ich bin mir todsicher, dass er mich angelogen hat. Ich glaube, er weiß irgendwas über die Waffe. Außerdem glaube ich, dass sein alter Herr möglicherweise noch lebt.” Whitey tunkte einen Zwiebelring in die Sauce tartare. „Wegen der fünfhundert, die jeden Monat aus New York kommen?”
„O Gott!” Connolly presste sich die Krawatte vor dem Mund und taumelte zurück. „Jemand einen Toast Hawaii?”, fragte Whitey, und Connolly wurde grasgrün im Gesicht. Souza hingegen blieb cool. Er hielt sich mit einer Hand die Nase zu und trat an den Kofferraum. „Wo ist`n das Gesicht von dem Typen geblieben?” „Das ist sein Gesicht”, sagte Sean.
Hat es geschmeckt ?
Das Buch hatte Page-Turner-Qualitäten und rief in jeder freien Freizeitminute nach mir. Die Coming of Age-Geschichte des ersten Abschnitts erinnerte mich an den Filmklassiker STAND BY ME (basierend auf einer Novelle von Stephen King). “Alles was wir tun hat eine Folge.”, meint Dichter Wolfgang G. aus W. Und, ja, in MYSTIC RIVER hat ein Schlüsselmoment, ein Nichtstun, eine unterlassene Hilfeleistung, Jahrzehnte später drastische Folgen für die Hauptprotagonisten. Dennis Lehane lässt den Leser mit seinen Perspektivwechseln eintauchen in die Grauzonen des Lebens und der Vielschichtigkeit menschlichen Seins. Ohne Schaden kommt hier keiner raus aus dem Roman. Der literarische Stoff gelangte 2003 auf die Filmleinwand, mit Sean Penn, Tim Robbins und Kevin Bacon in den Hauptrollen. Kulinarisch war das Personal von MYSTIC RIVER eher unterwegs zum nächsten Drive-in, als in Abendrobe gekleidet am Tisch in einem Michelin-Gourmet Tempel sitzend.
Auf dem Deckel
Als Sean Devine und Jimmy Marcus Kinder waren, arbeiteten ihre Väter in der Coleman-Süßwarenfabrik und brachten jeden Abend den Gestank von warmer Schokolade mit nach Hause. Der Geruch steckte in ihrer Kleidung, setzte sich in ihren Betten und den Vinyl-Rückenlehnen ihrer Autositze fest. Die Küche von Seans Eltern roch wie ein Karamelllutscher, das Badezimmer wie ein Chew-Chew-Riegel. Als sie elf waren, hatten Sean und Jimmy einen derartigen Ekel vor Süßigkeiten entwickelt, dass sie ihren Kaffee für den Rest ihres Lebens schwarz tranken und auf Nachtisch grundsätzlich verzichteten. Dave, Jimmy und Sean kannten sich schon als Kinder. Nun, 25 Jahre später, kreuzen sich die Wege der drei grundverschiedenen Männer erneut unter tragischen Umständen, als Jimmys Tochter Katie ermordet aufgefunden wird. Sean, inzwischen Polizist, leitet die Ermittlungen, und schon bald steht sein alter Freund Dave unter Verdacht. Während Jimmy den Mörder seiner Tochter auf eigene Faust sucht, um Rache zu nehmen, geraten die Freunde aus Kindertagen immer tiefer in einen reißenden Strudel aus Misstrauen, Ungewissheit und Gewalt – und gefährlich nah an den Abgrund ihrer eigenen Vergangenheit.
Am Anfang war gutes Mutterfutter. Nun drücke ich täglich selbst die Knöpfe am Herd DJ-Pult. Denn Essen ist viel, viel mehr als nur schnelle Nahrungsaufnahme zwischen zwei Meetings. Bei einem guten Essen mit guten Zutaten, kriegt nicht nur der Körper das, was ihn fit hält. Anregende Tischgespräche, Momente, in denen die ganze Familie zusammen kommt, beste Freizeitbeschäftigung – Essen, da steckt sehr viel gelungenes Leben drin. Also lasst uns gemeinsam das Kochleben rocken!
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