Wahrscheinlich wurde ich durch Vaters Vegetariertum eine große Liebhaberin von Fleischgerichten, wenn ich auch inzwischen weiß, dass allzuviel ungesund ist. Hundert Gramm pro Person, mehr kaufe ich nicht ein; allerdings machte ich für einen jungen hungrigen Mann schon einmal eine Ausnahme. Und wenn wir uns dann gemeinsam über ein gigantisches T-Bone-Steak hermachten, waren wir in bester Laune.
Meine Küche ist ein kleines Laboratorium, mein Reich der Düfte, Gewürze und Experimente, in dem ich mich nach einem langen Verkaufstag in der Apotheke erhole. Ich besitze von meiner Großmutter einen uralten Puppen-Kaufmannsladen mit dreißig Holzschubladen, zierlich mit Porzellanschildchen versehen, in denen meine Gewürze lagern.
Nach der Quiche, die im Stehen gegessen wurde, kam gegen neun der “Schweinemann” und brachte ein komplettes Spanferkel, das er auf dem Küchentisch tranchierte und portionierte. Ich hatte verschiedene Salate, Gemüse und Kartoffelgratin bereitet, Sitzecken in der Küche, Wohnzimmer und Wintergarten eingerichtet und Geschirr zum Selbstbedienen verteilt. Alles schmeckte phantastisch, ich war stolz.
Ich hatte mir den Knöchel an einem Einkaufswagen angestoßen, den Finger an der Heckklappe geklemmt und stand nun mit meinen schweren Tüten vor dem Kühlschrank. Die beiden Herren erwarteten wahrscheinlich ein fertiges Essen.
Dieter tauchte wieder auf, sprach kaum und bereitete die Gans korrekt mit Rotkohl und Klößen zu.
Durch die geschäftige Atmosphäre in der warmen Küche kam eine gewisse Gemütlichkeit und Vertrautheit, wie wir sie in früheren Tagen gemeinsam genossen hatten, wieder auf. Levin legte eine Schallplatte mit Schlagern der dreißiger Jahre auf und versuchte sogar einen kleinen Stepschritt. Bei „Ausgerechnet Bananen” stürzte er über eine Speckschwarte, die Dieter zum Einreiben der Form benutzt hatte.
Als mich am Nachmittag der Hunger aus dem Bett trieb, ließ ich das Telefon einfach läuten. Ich kochte Tee und stopfte mir kaltes Roastbeef in den Mund. Beim Essen wurde ich immer gieriger, auch Tamerlan schien mit dem üblichen Katzenfutter nicht zufrieden. Wir teilten uns eine Dose Thunfisch. Meine Hälfte verrührte ich mit Kapern, rohen Zwiebeln und Zitronensaft.
Zum Abendessen reichte ich Räucherlachs und Dillsauce. „Meine Henkersmahlzeit”, sagte Anna und dachte wohl an die bevorstehenden Anstaltssuppen.
Hat es geschmeckt ?
Ein Gedicht. Hier hat Frau Moormann „more men“ die Hosen an, findet in der Küche Entspannung und kriegt einen Fön, wenn die Mannsbilder ihren kulinarischen Wohlfühlort unordentlich hinterlassen. Einen alten Kaufmannsladen mit zig kleinen Schubfächern nutzt sie zur Aufbewahrung von Gewürzen. In der Küche kriegt sie alles auf die Reihe, in der Männermenüfolge gerät jedoch so einiges daneben, und das führt zu Malheurs mit deutlich drastischen Auswirkungen als ein angebrannter Topfboden. Die drei Männer auf einen Streich sorgen zwar gelegentlich für Sodbrennen, doch als Apothekerin kennt sie die passende Pille, während das Restpersonal von DIE APOTHEKERIN ihren Henkersmahlzeitmoment erlebt.
Auf dem Deckel
Hella Moormann liegt in der Heidelberger Frauenklinik — mit Rosemarie Hirte als Bettnachbarin. Um sich die Zeit zu vertreiben, vertraut Hella der Zimmergenossin die abenteuerlichsten Geheimnisse an. Von Beruf Apothekerin, leidet sie unter eine ihrem Retter- und Muttertrieb, der daran schuld ist, daß sie immer wieder an die falschen Männer gerät – und in die abenteuerlichsten Situationen: eine Erbschaft, die es in sich hat, Rauschgift, ein gefährliches künstliches Gebiß, ein leichtlebiger Student und ein Kind von mehreren Vätern sind mit von der Partie. Und nicht zu vergessen Rosemarie Hirte in der Rolle einer unberechenbaren Beichtmutter…
Am Anfang war gutes Mutterfutter. Nun drücke ich täglich selbst die Knöpfe am Herd DJ-Pult. Denn Essen ist viel, viel mehr als nur schnelle Nahrungsaufnahme zwischen zwei Meetings. Bei einem guten Essen mit guten Zutaten, kriegt nicht nur der Körper das, was ihn fit hält. Anregende Tischgespräche, Momente, in denen die ganze Familie zusammen kommt, beste Freizeitbeschäftigung – Essen, da steckt sehr viel gelungenes Leben drin. Also lasst uns gemeinsam das Kochleben rocken!
Sie aß, als hätte sie lange nichts gekriegt und als würde es lange nichts mehr geben. Hat es geschmeckt ? Vorzüglich. Auf dem Deckel Ein Auftrag, der den Auftraggeber eigentlich nicht…
Schon früh war Maravan fasziniert von den Vorgängen, die ein paar krude Rohprodukte in etwas ganz anderes verwandelten. Hat es geschmeckt ? Oh ja, Kopfgourmetware. Auf dem Deckel Maravan, 33, tamilischer…
Es war melancholisch und vielleicht auch ein bisschen seltsam, wie der eigene Körper sich beim Älterwerden immer weiter von dem Aussehen entfernte, das man am liebsten gehabt hätte, während die alten…
Ich habe mal einen dingfest gemacht, der seine Alte umgebracht hat, weil sie pausenlos an seinen Kochkünsten herumnörgelte. Hat es geschmeckt ? Das Buch hatte Page-Turner-Qualitäten und rief in jeder freien…
Diesmal erwartete er mich in einem Raum, in dem nichts als ein langer Tisch mit sechs Stühlen und ein Fernseher standen. Der ehemals karminrote Teppich war ausgeblichen. Hier pflegte mein Vater…
Einer, dem das Kulinarische so viel wichtiger war als geistige Nahrung, hatte doch eindeutig nicht alle Tassen im Schrank. Hat es geschmeckt ? Das Leben resetten. Neu anfangen. Ein beliebter Midlifecrisis-Gedanke,…