So wuchs er auf zwischen Pfannen und Töpfen, Gewürzen und Kräutern, Gemüsen und Früchten. Er half Reis waschen, Linsen verlesen, Kokosnuss raspeln, Koriander zupfen, schon mit drei Jahren durfte er unter Aufsicht mit einem scharfen Messer Tomaten würfeln und Zwiebeln hacken. Schon früh war Maravan fasziniert von den Vorgängen, die ein paar krude Rohprodukte in etwas ganz anderes verwandelten. Etwas, das man nicht nur essen konnte, das einen nicht nur sättigte und ernährte, sondern das sogar glücklich machte. Maravan sah genau zu, merkte sich die Zutaten, Mengen, Vorbereitungen und Reihenfolgen. Mit fünf konnte er ganze Menus kochen, und mit sechs, noch bevor er zur Schule musste, lernte er schreiben und lesen, weil er die Rezepte nicht mehr alle im Kopf behalten konnte.
In einer Pfanne garten Okras mit grünen Chilis, Zwiebeln, Bockshornkleesamen, rotem Chilipulver, Salz und Curryblättern. Die dicke Kokosmilch stand noch in einer Schale neben dem Herd. Maravan hatte sich für die Okras las Gemüse entschieden, wegen des englischen Namens Ladies` Fingers, Damenfinger.
Auch das Pathiya Kari war ein weibliches Gericht: Man bereitete es für stillende Mütter zu. Er hatte das Fleisch von jungen Hühnern in etwas Wasser und Zwiebeln, Bockshornklee, Gelbwurz, Knoblauch und Salz gegart und danach eine der Gewürzmischungen der vergangenen Nacht – Koriander, Kreuzkümmel, Pfeffer, Chili, Tamarindenpaste – in dieser Hühnerbouillon aufgekocht, vom Feuer genommen und zugedeckt. Kurz vor dem Anrichten würde er es noch einmal erhitzen.
Das Menü war das bewährte: Minichapatis mit Curryblätter-Zimt-Kokosöl-Essenz, Urd-Linsen-Cordons mit zwei Konsistenzen, Ladies`-Fingers-Curry auf Sali-Reis mit Knoblauchschaum, Churaa Varai auf Nivara-Reis mit Mintschaum, Gefrorene Safran-Mandel-Espuma und ihre Safran-Texturen, Süß-pikante Kardamom-Zimt-Ghee-Sphären, Glasierte Kichererbsen-Ingwer-Pfeffermüschelchen, Gelierte Spargel-Ghee-Phallen, Eislutscher aus Lakritze-Honig-Ghee
Er hatte ihr schon zu oft erklärt, dass er nicht in einem Chaos von Gerüchen arbeiten konnte. Er musste seine Küche immer wieder durchlüften, damit er die Düfte trennen und präzise arbeiten konnte. Seine Currys kochte er nicht nach Mengenangaben, er kochte sie nach seiner Nase.
Dalmann beförderte den Dotter seines Spiegeleis, den er intakt vom Eiweiß getrennt hatte, auf seinen Toast. Den gebratenen Speck ließ er aus gesundheitlichen Gründen weg. Jedes zweite Mal, knallhart.
„In was sind sie gut?” „Im Kochen.” „Dann erzählen Sie vom Kochen.” „Als ich das erste Mal sah, wie meine Großtante Aalanggai Puttu machte, war ich vielleicht fünf. Sie verwandelte Reis und Linsen in Mehl, geriebene Kokosnuss in Milch und alles in einen Teig und diesen in viele kleine Kugeln, die sie mit Dampf und Kokosmilch und Palmzucker in süße falsche Banyanfeigen verwandelte. Damals lernte ich, dass Kochen nichts anderes ist als Verwandeln. Kaltes in Warmes, Hartes in Weiches, Saures in Süßes. Deswegen bin ich Koch geworden. Weil mich das Verwandeln fasziniert.” „Sie sind ein wunderbarer Koch.”
Sandanas vorurteilslose Art hatte auch ihm geholfen, seine Vorbehalte gegenüber Makeda abzulegen. Und das Essen hatte seinen Teil dazu beigetragen. Wer so kochte, konnte nicht ganz schlecht sein.
Hat es geschmeckt ?
Oh ja, Kopfgourmetware.
Auf dem Deckel
Maravan, 33, tamilischer Asylbewerber, arbeitet als Hilfskraft in einem Zürcher Sternelokal, tief unter seinem Niveau. Denn Maravan ist ein begnadeter, leidenschaftlicher Koch. Als er gefeuert wird, ermutigt ihn seine Kollegin Andrea zu einem Deal der besonderen Art: einem gemeinsamen Catering für Liebesmenüs. Anfangs kochen sie für Paare, die eine Sexualtherapeutin vermittelt. Doch der Erfolg von Love Food spricht sich herum, und eine viel zahlungskräftige Klientel bekundet Interesse: Männer aus Politik und Wirtschaft – und deren Grauzonen.
Am Anfang war gutes Mutterfutter. Nun drücke ich täglich selbst die Knöpfe am Herd DJ-Pult. Denn Essen ist viel, viel mehr als nur schnelle Nahrungsaufnahme zwischen zwei Meetings. Bei einem guten Essen mit guten Zutaten, kriegt nicht nur der Körper das, was ihn fit hält. Anregende Tischgespräche, Momente, in denen die ganze Familie zusammen kommt, beste Freizeitbeschäftigung – Essen, da steckt sehr viel gelungenes Leben drin. Also lasst uns gemeinsam das Kochleben rocken!
Meine Küche ist ein kleines Laboratorium, mein Reich der Düfte, Gewürze und Experimente, in dem ich mich nach einem langen Verkaufstag in der Apotheke erhole. Hat es geschmeckt ? Ein Gedicht….
Sie aß, als hätte sie lange nichts gekriegt und als würde es lange nichts mehr geben. Hat es geschmeckt ? Vorzüglich. Auf dem Deckel Ein Auftrag, der den Auftraggeber eigentlich nicht…
Diesmal erwartete er mich in einem Raum, in dem nichts als ein langer Tisch mit sechs Stühlen und ein Fernseher standen. Der ehemals karminrote Teppich war ausgeblichen. Hier pflegte mein Vater…
Ich habe mal einen dingfest gemacht, der seine Alte umgebracht hat, weil sie pausenlos an seinen Kochkünsten herumnörgelte. Hat es geschmeckt ? Das Buch hatte Page-Turner-Qualitäten und rief in jeder freien…
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