Frisch, lokal und lecker: Warum Fleisch 🐄 vom Bauernhof besser schmeckt (10 Vorteile)
Fleischkonsum. Ein Thema, zu dem fast jeder eine feste Meinung hat. Ich halte es mit “ausgewogene Ernährung und maßvollem Fleischkonsum”. In der Theorie, und immer häufiger in der Praxis. wenn es wieder Spargel und Erdbeeren gibt, und „Beeren“ nicht nur aus der Tüte kommen.
Ich will mein Fleisch vom Bauernhof in der Nähe kaufen. Das ist mein Vorsatz. Und ich möchte was den Fleischkonsum angeht weiterhin in etwa die Menge einhalten, welche die Deutsche Gesellschaft für Ernährung für mich Mann empfiehlt: 300 – 600 g Fleisch pro Woche, und ja, Wurst ist Fleisch. Die Menge ist das eine, die Herkunft und Qualität des Fleisches das andere. Nicht zu vergessen das Tierwohl. Getötet muss ein Tier werden, bevor wir davon essen können. Menge hin oder her. So viel ist klar.
Regionalität. Hochwertiges Fleisch. Mehr Geld für den Erzeuger.
Qualität, Tierwohl und regionaler Bezug versuche ich mit dem 10-Kilo-Mischpaket des Hansemichelhof in der Nähe von Freiburg unter einen Hut zu bringen. Die vermarkten das Fleisch ihrer Hinterwälder-Rinder, eine alte Schwarzwälder Rinderrasse, direkt.
Bevor die jungen Rinder im Alter von 9 Monaten ihre letzte Reise zum Metzger antreten, durften die Wiederkäuer nur Gras von den Wiesen der Umgebung fressen. Kein Kraftfutter. Kein Antibiotika-Einsatz. So verspricht es die Hof-Familie Riesterer. Und mein Freund aus der Nachbarschaft kauft dort schon. Er empfahl mir den Bauernhofladen in der Nähe, der Kalbfleisch direkt verkauft. Deal.
Fleisch vom Bauernhof in der Nähe kaufen: im Auto Richtung Schauinsland
Ich fahre also mit diesem Nachbarsfreund aus dem Rieselfeld in Freiburg die 23 km hoch zum Stohren in der Nähe des Schauinslands. Wie zusätzlich bestellt: als wir die dichte Nebelsuppe im Tal durchstoßen, geht die Sonne an, und unter uns liegt ein Wolkenmeer.
Nächster Halt: mein Bauernhof
Ankunft Hansemichelhof. Rein ins Verkaufsholzhäuschen. Was in dem Mischpaket drin steckt, darauf habe ich keinen Einfluss. Mit dem Mix aus Kalbsbraten, Kalbsbrust, Hackfleisch, Würste, Kalbsbeinscheiben, Schnitzel und Gulasch kann ich jedoch etwas anfangen. Das passt gut zu meinem Badische Küche-Projekt. Außerdem bestelle ich mir noch Leber dazu. Saure Leberle mit Zwiebeln und Brägele. Ein badisches Traditionsgericht. Da freue ich mich schon darauf.
Leber, Nieren, oder gar das Hirn, essen??? Da schütteln sich viele vor Ekel. Kann ich verstehen, will ich aber für mich nicht gelten lassen. Würgereiz? Fehlanzeige.
Ich finde, wenn ein Tier für uns sein Leben hergibt, sollten wir auch so viel wie möglich von ihm verwerten.
Kaum zu glauben, aber wir hier in Südbaden leben noch nicht so lange in einer Überflussgesellschaft. Etwas, das man essen kann, einfach wegzuwerfen, galt lange Zeit als undenkbar. Im Schwarzwald vor Einfall der Touristenheere sowieso. Nix Bringman oder Discounter mit monumentaler Fleischtheke um die Ecke. Sondern nur mehr oder weniger das, was man selbst angebaut und produziert hat, kam auf den Tisch, und auf dem stand oft genug nur spärliche Kost.
Eine Bauernfamilie mit ein paar Rindsviechern hatte Glück, denn Fleisch ist ein wichtiger Energielieferant. Und nicht nur das: Aus Rinderhorn werden Knöpfe. Aus der Haut wärmende Kleidungsstücke für den langen Winter, usw. Ein Mini-Exkurs über die historische Bedeutung der Tierhaltung tut bei der ganzen aufgeheizten Debatte um den einen richtigen Ernährungsstil mal Not.
Cut. Zurück dahoim. Auf meiner Küchenplatte liegt nun also 10 Kilo Fleisch. Ich topfe die um in esshandliche Portionsgrößen. Das Fleisch lässt sich einfrieren. Rechtzeitig auftauen, und dann wird aus einem über 2 kg schweren Sonntagsbratenstück z.B.
Fleisch vom Bauernhof: Das gute Fleisch direkt vom Bauern?
Das Fleisch schmeckt auch aufgetaut verarbeitet hervorragend. Das gute Gefühl ist da. Ich weiss, wo es herkommt. Ich weiss, wer mein Geld bekommt. Und, super Bonus, ich bekam satte 10 kg fleischige Knochenstücke geschenkt, und damit lassen sich hektoliterweise beste Rindfleischsuppe produzieren. Mögen noch weiterhin viele Paketkäufer die Knochen verschmähen, damit möglichst viel für meine Familie, mich und die Freunde übrig bleibt 🙂
Dieser neue Weg des Fleischeinkaufs passt also für mich in jeder Hinsicht. Gibt es was zu mäkeln? Ja, vielleicht, denn alle Käufer müssen am Abholtag mit dem Auto zum Hof hinfahren, oder nach Bollschweil als zweiten Abholort. Theoretisch wäre ein Liefertermin, an dem die Kunden mit Fleisch beliefert werden, ökologisch sinnvoller.
Doch was braucht das Ehepaar dann? Ein Lieferwagen mit Kühlung. Kunden, die daheim anzutreffen sind. Eine Oma oder Babysitterin für die Kids, denn den Vor-Ort-Verkauf muss man trotzdem anbieten, sonst geht Umsatz verloren. So einfach ist das eben nicht mit der (ökologischen) und finanziellen Gesamtbilanz.
Meine persönliche Bilanz: direkt vermarktetes Fleisch kann einen Unterschied ausmachen. Beim Erzeuger bleibt mehr Geld hängen. Der Fleischesser sieht im Stall das zukünftige Mischpaket stehen, und das löst auf jeden Fall ein Nachdenken über den Fleischverzehr an sich aus. Sehr zu empfehlen für alle, für die eine Mahlzeit ohne Fleisch keine Mahlzeit ist.
Der Anblick der Tiere muss nicht in der Konvertierung zum Vegetarismus enden, kann aber zu weniger doch dafür hochwertigem Fleisch auf dem Teller führen.
Können alle Fleisch direkt vom Bauern in der Nähe kaufen? Ein klares Nein. Das geben die Strukturen nicht her. Bei einem massenhaften Andrang müssten aus kleinen Direktvermarktern Metzgereien werden. Macht keinen Sinn.